Vertreibung und Ankunft
"Ich würde alles noch einmal genauso machen, außer den Krieg und die Vertreibung,"
konnte mein Vater des Öfteren sagen.
Schon als Kind hatte er es nicht einfach gehabt und war schon früh zum anpacken erzogen worden.
Wenn er überhaupt von der Vertreibung sprach, dann meistens im Zusammenhang mit Tieren, die zurückgelassen werden mussten. So z.B. von einem Pferd, das an der Sammelstelle abzuliefern war und dann in der großen Koppel einen zwei Meter hohen Zaun überwand um, im Galopp, zum Fohlen auf den Hof zurückzukehren.
Er war 30 Jahre alt als er sein Heimatdorf im Böhmerwald zusammen mit seiner jüngeren Schwester und der bereits 86-jährigen Großmutter verlassen musste.
Die Oma hatte in einem Leinentüchlein etwas gesammeltes Korn (Roggen) mitgebracht und bat nach den Ankunft in Schöntal bei der Bäckerei darum, es ihr zu malen, worauf sie vom Bäcker ein Stümperl fertiges Mehl erhielt.
Mein Vater Johann und seine Schwester Anna fanden Arbeit bei den Bauern in der Umgebung.
Auch meine ich immer herausgehört zu haben, dass sich die "Flüchtlinge," wie sie hier in der neuen Heimat genannt wurden, durch Arbeit und Fleiß beweisen mussten um integriert und aufgenommen zu werden. Sie arbeiteten hart um auch die Eltern und Großeltern mit zu versorgen, die keine Arbeit mehr fanden.
Das letzte Vaterunser beteten wir für unsere Austreiber....
..mit freundlicher Erlaubnis von Matthias Grill
nach Aufzeichnungen von Franz Grill ( 1896-1965 ) über die Vertreibung aus dem Böhmerwald im Jahre 1946 vom Boir-Hof in Trichtihöfen, Pfarrei Stein.
zum Download ( 5 Seiten)
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Mutter erlebte die Vertreibung als vierzehnjähriges Mädchen zusammen mit ihrem Vater und den drei Geschwistern.......
Am Samstag gegen Abend kamen sie in Berlichingen vor dem Rathaus an und ihnen wurde die Unterkunft gezeigt. Die Leute waren noch mit Ausräumen beschäftigt.
Eine alte Nähmaschine trugen sie wieder zurück ins Haus als sie die drei Mädchen sahen und überließen sie ihnen zur Nutzung.
Als am Sonntag die Kirchenglocken läuteten begaben sich alle zur Kirche bis auf Maria, die von dem Wenigen was sie in ihren Truhen mitgebracht hatten etwas zu essen bereitete.
Als es plötzlich an der Türe kopfte, erschrak Maria, wer sollte das sein? Eine Tochter der Nachbarin stand vor der Tür und brachte etwas Brot, Milch und Butter vorbei. Daraus wurde eine lebenslange Freundschaft.
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Eine Chroniksammlungüber die Pfarrei Stein im Böhmerwald ist als CD erhältlich.
Für nähere Infos bitte auf die Bilder klicken.
hierzu vielen Dank an den inzwischen verstorbenen Matthias Grill