Böhmerwald-Wurzeln

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Fensterln, Heiraten und mehr

Fensterln....

um zur meist im oberen Teil der Häuser gelegenen Schlafkammer der "Meinscher" zu gelangen mussten die Buben nicht nur schwindelfrei sein. Außer einer Leiter waren auch schöne Verse oder Lieder gefragt, um für sich zu werben.

Weil die Zimmer, in denen die Mädchen schliefen, für gewöhnlich Fenstergitter hatten blieb es meistens bei den lauschigen Sprüchen der Burschen auf der angelehnten Leiter. So manch einer soll stundenlang am Fenster gesessen haben um dann doch ein Busserl zu bekommen,

Wie und warum es doch hin und wieder zu vorehelichen Kindern gekommen ist können eigentlich nur die Beteiligten selbst sagen.

Wenn ein Rivale am Fenster der Auserwählten erwischt wurde ging der Bub mit "Stäibeln" zum Angriff über und bewarf den Eindringling auf der Leiter mit kleineren Holzscheiten oder -stäbchen die meist bei den Häusern als Anfeuerholz zu finden waren, bis dieser das Weite suchte.

Böse Buben machten sich auch den Spaß und streichelten das Mädel durchs Fenster mit rußgeschwärzten Händen, was nachts niemand merkte und am nächsten Morgen in der Bauernstube um so peinlicher war. Denn es gab nicht in jedem Zimmer einen Spiegel, so dass der nächtliche Vorfall nicht unentdeckt blieb.

Heiraten

Wenn sich im Böhmerwald ein Paar zur Hochzeit entschlossen hatte, musste das an drei Sonntagen in der Kirche durch den Pfarrer verkündet werden. Damit wurde den Leuten die Gelegenheit gegeben sich zu melden falls ein Ehehindernis vorliegen sollte.

In jeder Ortschaft gab es einen Brautführer, der dieses Amt neben seinem eigentlichen Beruf ausübte. Er übernahm die ganze Organisation der Hochzeit und  seine Aufgabe war es auch die Braut von zu Hause abzuholen und zum Altar zu führen. Auch wenn die Leute während der Ernte oder beim Heumachen heiraten wollten musste er alles vorbereiten. Er hatte das Essen zu bestellen, für Musik zu sorgen usw.

Die Braut trug zur kirchlichen Hochzeit ein neues Kleid, ein Kränzchen aus Blumen im Haar und einen kleinen Blumenstrauß. Der Bräutigam ging mit einem Anstecksträußl  im Anzug. Als Anstecksträußl trug die Braut einen kleinen Rosmarinzweig. Wenn sie bereits ein Kind hatte war am Sträußl die Spitze abgebrochen.

Beim Verlassen der Kirche versammelten sich die Kinder zum "Vorspauner" oder "Vorzuign". Sie hielten sich an den Händen um dem Brautpaar beim Verlassen der Kirche den Weg zu versperren. Mit etwas Münzgeld, das in die Runde geworden wurde, "kauften" sich die Eheleute den Weg frei, und die Dorfjugend rannte nach den Münzen.

Nach der Trauung am Vormittag begab sich die Hochzeitsgesellschaft, meist waren es mehr Männer als Frauen, ins Gasthaus um etwas zu trinken. Die Frauen hatten mit den Vorbereitungen für das Essen zu tun.

Zu Mittag gegessen, getanzt und gefeiert wurde im Anschluss bei den Brauteltern. Die Musikanten  kannten auch die Eigenheiten der Brautleute und deren Familien und brachten "Stanzerln" (lustige Verse) dar.


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