Zucker aus Ottau
Es muss während des zweiten Weltkrieges gewesen sein als meine Mutter Hedwig und das Nachbarsmädchen Maria, zusammen mit ihren Geschwistern, nach Ottau geschickt wurden um dort beim „Stadler“ einem Lebensmittelgeschäft, Zucker zu holen. Den Zucker gab es in dieser Zeit nicht regelmäßig, und wenn,dann nur auf Marken. Da die Erwachsenen andere Arbeit zu verrichten hatten wurden die Kinder nach der Schule zum Zucker holen geschickt. Ottau war eine Stunde entfernt. Die Kinder liefen los, bekamen,wie versprochen, den Zucker ausgehändigt und machten sich wieder auf den Heimweg. Es dürften immer so etwa 5 kg pro Haushalt gewesen sein. Als sie durch Hochdorf kamen deutete ein Mann auf den dunklen Himmel, und meinte, dass heute noch ein Gewitter kommen würde. Im Böhmerwald gab es viele und schwere Gewitter. Abwechselnd trugen die Geschwister den Zucker, der in Papiersäcken verpackt war und liefen so schnell sie die kleinen Füße trugen. Das Gewitter kam rasch näher. Es blitzte und donnerte schon bedrohlich laut. Als die Häuser außerhalb von Sahorsch in Sicht kamen ging ein starker Gewitterregen nieder. Die Kinder suchten Unterschlupf unter einem „Hanechl“ das ist eine Hecke aus ganz dicht gepflanzten Fichten wie es sie im Böhmerwald viele gab. Darunter war es zum Glück noch trocken. Sie legten die Zuckersäcke auf die Erde und kauerten sich selbst darüber, damit das Papier nicht durchweichen konnte. So lagen sie eine Weile dicht beieinander und warteten darauf, dass das Gewitter und der Regen nachlassen würde. Zum Glück wurden sie daheim schon erwartet und die Mütter gingen ihnen mit dem Schirm entgegen um sie abzuholen. Schließlich waren alle froh und erleichtert, dass die Geschichte noch ein gutes Ende nahm, den Kindern nichts passiert und auch der Zucker trocken geblieben war.